Stress

Ein Phänomen, das der Mensch nicht braucht?

Posted by Julia on Sunday, June 27, 2021

Das schaffe ich nie!

Wer kennt es nicht – Das Gefühl der Überforderung. Das Gefühl nicht mehr Herr über die Situation zu sein. Das Gefühl den eigenen Ansprüchen und denen der anderen nicht mehr gerecht werden zu können. Stress. Dabei ist es ganz normal ab und zu stressige Zeiten zu haben.

Woher aber kommt der Stress?

Es gibt Momente, in denen wir gestresst sind, ohne zu wissen, warum. Und dann gibt es Situationen, in denen es vollkommen klar ist, warum wir gestresst sind. Ich meine schaut euch doch einmal um: in unserer hektischen und schnelllebigen Welt scheint ein Leben ohne Stress doch gar nicht möglich zu sein. Wir sind jeden Tag, jede Stunde, jede Minute so vielen Reizen ausgesetzt – wie soll man da zur Ruhe kommen? Der Chef erwartet, dass die Arbeit erledigt wird, die Familie erwartet, dass man für sie da ist und der Arzt erwartet, dass der Termin wahrgenommen wird. Erwartungen über Erwartungen, die uns gegenüberstehen und die wir so gut wie möglich erfüllen wollen. Da ist es kein Wunder, dass wir uns in einem puren Gefühlschaos befinden. Dabei können unsere Gefühle zwischen Unwohlsein, einem Drücken in der Brust oder richtigen Panikattacken schwanken. Es kommen Gefühle zum Vorschein wie Ärger, Hass, Angst und/oder Wut gepaart mit negativen Gedanken wie „Das schaffe ich nie!“, „Warum muss das immer mir so gehen?“, „Immer ich“, „Das kann ja gar nichts werden“. Für einen kurzen, vorübergehenden Zeitraum mit eingebauten Erholungsphasen kann unser Körper das überstehen aber auf lange Dauer kann er sehr darunter leiden.

Stresstrigger

Lass uns also einmal genauer darauf schauen, was unseren Stress auslöst. Dabei ist zunächst festzuhalten, dass Stress von jedem Menschen anders wahrgenommen wird. Es lassen sich keine objektiven Kriterien dafür finden, sondern jeder muss für sich persönlich herausfinden, was seine Stressauslöser sind.

Stress

Alles beginnt mit einem Reiz, der auf dich einströmt. Du nimmst ihn wahr und nimmst eine Bewertung vor. Diese Bewertung führt dazu, dass du Angst und negative Gefühle hast. Das löst den Stress aus.

Häufige Auslöser sind z.B.:

  • Termindruck
  • Druck auf der Arbeit oder in der Familie
  • Unausgeglichene Work-Life-Balance
  • Angst
  • Kummer und Sorgen, v.a. in schweren Zeiten (Tod eines lieben Menschen, Krankheit, etc.)

Wie sich unsere Gedanken verändern

Unser Körper ist auf Kampf oder Flucht programmiert, weshalb sich der Schwerpunkt unseres Denkens verlagert und unser kreatives und analytisches Denken blockiert. Ich meine stellt euch einmal vor unsere Vorfahren hätten sich in Angesicht eines Tigers von einem Vogel im Baum ablenken lassen. Das ist auch der Grund dafür, dass wir uns in einer solchen Situation oft planlos und sprunghaft verhalten. Unser Verhalten wird ineffektiv aber der Stress geht weiter. Bleibt der Stress nun für längere Zeit erhalten, entsteht ein massives Ungleichgewicht, was zu einer Verkrampfung der Muskulatur führen kann.1

Symptome

Stress kann sich auf ganz verschiedene Art und Weise zeigen, z.B.

  • Bauchschmerzen
  • Hitze
  • Panikattacken
  • Ungeduld
  • Konzentrationsprobleme
  • Schlafstörung
  • Erschöpfung
  • Kopfschmerzen
  • Gedächtnisprobleme
  • Atemprobleme

Stress – ein Phänomen, das der Mensch nicht braucht?

Wer jetzt aber denkt, dass Stress etwas ist, das der Mensch nicht braucht, liegt falsch. Stress ist keinesfalls unwichtig. Er sorgt dafür, dass wir die herausfordernde Situation bewältigen können, indem er uns mit Energie versorgt. Kampf oder Flucht lautet die Devise. Innerhalb kürzester Zeit steigen in unserem Blut Stresshormone wie Cortisol und Adrenalin, um die Lage meistern zu können. Wir schärfen unsere Sinne und schaffen es unsere Konzentration und Aufmerksamkeit zu erhöhen. Und sogar unser Selbstvertrauen und unsere Kompetenzen werden gestärkt (sog. Eustress). Beim Eustress überwiegen die positiven Gefühle, weil man überzeugt ist, die Situation meistern zu können. Man fühlt sich zwar etwas angespannt aber dennoch hoch aktiv. Daneben gibt es aber auch negativen Stress (sog. Dysstress). Aus dem positiven Gefühl, etwas schaffen zu können wird das negative Gefühl, der Situation nicht gewachsen zu sein. Man fühlt sich überfordert. Er wirkt sich negativ auf unseren Körper und Geist aus, wobei insbesondere lang anhaltender Dysstress nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist, denn er kann unter anderem zu einer Depression, Angsterkrankung oder Burnout führen.2

Don’t be a leaning tree

Stell dir vor du bist ein Baum. Du bist hochgewachsen und deine Äste hängen voll von saftgrünen Blättern. Die Baumkrone ist dem Himmel so nah, dass sie mit ihm verbunden zu sein scheint. Und plötzlich strömen aus verschiedenen Richtungen Reize auf dich ein. Du hast das Gefühl, dem ganzen Druck nicht mehr standhalten zu können. Und je mehr Stress auf dich einwirkt und je länger dieser Zustand anhält, desto mehr knickst du ab. Dein Blätterkleid verliert seine Pracht und deine Äste liegen schließlich halb verdorrt auf dem Boden, der dich umgibt. Du bist nur noch ein winziger Teil von dem, was du hättest sein können. Du hältst dich selbst klein und schaffst es nicht mehr, dich aus eigener Kraft aufzurichten. Aber das muss nicht so sein! Lass dich nicht hängen und beuge dich nicht dem Stress, der dich umgibt. Lerne, damit umzugehen und erhalte deine Hochgewachsenheit, deine Pracht, deine Lebensfreude.

Baum

Reflektiere

Es ist also wichtig, dass du für dich selbst herausfindest, was deine Stressauslöser sind und wie du damit umgehst. Was für Reizen bist du täglich ausgesetzt? In welchen Situationen bist du gestresst? Wie verhältst du dich, wenn du dich gestresst und überfordert fühlst? Wo liegt der Auslöser: in der Vergangenheit, in der Familie, am Arbeitsplatz, etc? Entzwirbel deine Gedanken und werde dir darüber bewusst, dass diese Gedanken richtig und verständlich sind. Denn das sind sie! Lerne deine Gedanken zu lenken und dich nicht von deinen Gedanken lenken zu lassen. Wie dir das gelingt? Das erfährst du in meinem nächsten Post.


  1. Dietmar Hansch, Erfolgreich gegen Depression und Angst, S. 9. ↩︎

  2. Dietmar Hansch, Erfolgreich gegen Depression und Angst, S. 8ff; https://www.tk.de/techniker/magazin/life-balance/stress-bewaeltigen/was-ist-stress-2006882?tkcm=ab; https://www.aok.de/pk/magazin/wohlbefinden/stress/stress-so-krank-kann-er-machen/?s_kwcid=AL!10517!3!476254516207!e!!g!!stress%20definition&cid=aok;1;4;Gesundheitsmagazin;1;42. ↩︎